Gehst du da hin
wo die Kindlein sterben
die trotz Schmerzen
zur Welt gekommen
die Hoffnung gebracht
die nichts genommen
als den Krümel Brot
das Schlücklein Wasser vom Brunnen.
Gehst du da hin
wo keiner sonst
ihnen gibt was sie brauchen
sie sind doch schon tot
am ihr Leben aushauchen
und die Hoffnung, ihre Hoffnung
deine Hoffnung mit ihnen auch
Gehst du da hin
wo der Augenglanz erloschen,
die Gesichtchen verblichen
und das verstorbene Herz
das grösser noch als sie selber
in der Mutter noch zuckt.
Gehst du da hin
wo die leere Mutterhülle
dies Herz noch immer birgt
und sagst ihr, – es war ich,
der deinem Kind den Krümel stahl
meinem Hund das Fell zu glätten?
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Flüchtlinge
Wer hat sie
wer hat sie gesehen
diese Augen
wer kann widerstehe
diesem Blick
der – entrissen der Heimat –
nur fleht
nimm mich
Wer nimmt ihn
wer nimmt ihn auf
jenen Blick
wer schliesst auf
und lässt zu
zu teilen
den eigenen Namen
mit Geschwistern ganz anderer Haut
Wer hält
wer hält stand
jener Träne
die nicht wollte
was geschah
die sich sehnt
nach dem Muttergrund
und nur fragt – warum
Wer gibt
wer gibt die Antwort
die einzige wahre
die Ja sagt
ja, deine Not ist auch meine
und aufschliesst
aufschliesst den Zaun
und Land und Herzen öffnet
Du zum Ich
Ich zum Du
Fremde
Ich bin bei dir
erlebe dich
spüre dich
nehme dich wahr
atme mit dir
atme dich
und werde ein Stück Du
Du bist mit mir
erlebst mich
und etwas von mir
haucht in dich
bleibt in dir
und du wirst ein Stück Mich
Aufnehmen ist geronnene Liebe
Das Bleibende ihr Geschenk
Auch du, Fremde oder Fremder
unsere Begegnung ist atmen
ich atme dich ein
nehme dich auf
und werde ein Teil du
ein Stück dich
ob Frau, ob Mann, ob Kind
und du atmest mich ein
erlebst mich
nimmst mich auf
und wirst ein Stück Mich
Begegnung
Quelle der Geschwister
Quelle der Erfüllung
Quelle des Friedens
Wohlgenährt
Wohlgenährt und reich begütert
hätten wir allen Grund
uns zu rühmen
über unser Vermögen
Andere zu beschenken
und glücklich zu machen;
wenn es so wäre
wie es sollte
Doch es beschämt uns
die Wirklichkeit
in der wir wenig teilen
von dem, was uns
wirklich wertvoll ist
von der Zeit
und der Macht
und dem Geld
Wie erlösend sind
doch die Menschen
die uns brauchen
die wir nicht wegschieben können
weil wir für sie Verantwortung tragen.
Sie lösen uns die Freimütigkeit
zu geben
zu teilen
zu sein
So kommt die Erlösung zu uns
auch heute wieder
durch jemand
von dem wir es
nicht erwarteten.