Jedes Erlebnis ist eine Frucht
gewachsen und gereift aus Vergangenem
geerntet in der Gegenwart
Same und Keim für Zukünftiges
Mein Leben: Der Garten dieser Keime
und ich staune ob all der Fülle!
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Heilig kam ich in die Welt
Heilig kam ich in die Welt, Heilig und voll guten Willens, denn ich war ein Kind. Gutes sah ich, nur Gutes. Gutes wollte ich tun, nur Gutes. Und ich tat das Gute. Die Welt aber ist Widerstand. Dadurch ward das was ich tat, nicht so wie ich wollte, sondern blieb unvollkommen. So blendet die Welt sich und mich, dass nicht mehr zu sehen ist das Gute, sondern nur noch das Unvollkommene. Ich schämte mich. Ich sah, dass das was ich tat, nicht gut war. Ich schämte mich meiner Tat und ich schämte mich meiner. Denn es kann nicht gut sein, wer Unvollkommenes tut. Das Unvollkommene ist nicht gut, es ist böse. So erkannte ich, dass ich nicht gut bin, sondern böse. Und ich schämte mich und verbarg mein Inneres - das gut sein wollte, aber unvollkommen wirkte - mit meinem Äusseren - das unvollkommen war, aber gut schien. Damit kam die Lüge in mich, die gut erscheint, aber böse ist. Die Lüge begleitete mich fortan. Und fortan war mein Handeln nicht mehr eines, sondern zweigeteilt. So lebte ich fort, in der Welt und mit der Welt, die auch zweigeteilt ist. Ich lebte lange Zeit so fort. Manchmal begegnete ich meiner Scham. Und ich fragte mich, wo mein Gutes geblieben sei. Dann drängte manchmal, ganz zaghaft zwar, ganz selten nur, eine Ahnung meines heiligen Ursprungs herauf. Die Ahnung meiner selbst. Und eine Sehnsucht macht sich bemerkbar. Die Sehnsucht, wieder ganz, wieder gut, wieder heilig zu werden. Die Welt versteht das nicht. Die Welt verdrängt und übertönt diesen Wunsch. Der Wunsch aber ist ein starker Wunsch. Er lässt sich beiseite schieben, aber er lässt sich nicht auslöschen. Er drängt mich manchmal in der Nacht, ohne dass ich davon weiss. Manchmal flammt er auf, wenn ich einem Kind in die Augen schaue. Manchmal wird er angerührt, wenn mir jemand vertraut. Manchmal beschämt er mich, wenn mir jemand vertraut. Und dann weiss ich, dass es nicht verloren ist, dass es erreichbar ist, ja, dass mein ganzes wahres Streben nichts anderes ist, als die Überwindung der Unvollkommenheit durch mein heiliges Inneres. Das ist wahre Freiheit. Das ist Liebe.
Tun und Lassen
Tun und Lassen
Seitengassen sind sie meiner eignen Bahn
denn die eine wie die andre
bleiben selber leerer Wahn.
Quer dazu bewege ich
meine Freude
meine Liebe
meine Hoffnung
beweg ich mich
Mut nur Mut
Mut
nur Mut
Im Herzen
wächst allein
was werden will
Darum
Bangigkeit der Seele
sei still
Wenn ich es selbst
nicht fassen kann
gerade dies
gerade dann
Sinn gewann
Für Flo
nach der Flutkatastrophe 2004
Endlicher Gewinn
Gewinnen werden
nicht die Gewaltigen
sondern die
die die Gewaltigen bezahlen
Doch auch ihr Gewinn
wird zerfallen im Nichts
weil die Mühle
gegen die sie kämpften
das Korn für ihr eigenes Brot
gemahlen hatte
Nun nährt es
dieses Korn
die Unterdrückten
Endliches Aufatmen
Was sprichst du mir
Was sprichst du mir – Blut – in den Adern von Heimat?
Was sehnst du mir – Seele – dem Leibvater nach?
Was hängst du mich – Leben – an mütterlich Sinnen?
Was wähne ich selbst solchen Ursprungs mich hier?
Ein neues Gefüge zerreisset das alte.
Es brennet mir tief meine Freiheit zurück:
Nicht geboren wurd ich dereinst, am Anfang des Lebens;
geboren werd ich heute, und von heut bis zum Schluss
Ich erbe nicht Brüder, die gewinn ich von neuem
Wenn Himmelsgeschichte zur Erde fährt,
mein Leben neu nährt,
mich mit leibfreiem Bruder,
urständiger Schwester,
den uralten Zielfaden
zu erquickendem Liebeflechten
verweben lässt.
Ziel
Vorne das Ziel
Gewordenes hinter mir
dazwischen der Weg
jede Biegung, jede Krümmung
Geschichte
Freude
Leid
Mein Gang
mein Sein
mein Werden
alles Ausdruck dieses Weges
und nicht nur dieses
Ich werde selber
werd‘ selber zum Weg
selber zum Ziel
werde Gewordenes
und werde damit
für andere Weg
für andere Ziel
straucheln
straucheln und stürzen
ist nicht dasselbe
wie mitgerissen werden
harrt ersteres der Wiedergutmachung
tilgt letzteres so manche Schuld
Ausgetretene Pfade
Bequem sind sie zu begehen
die ausgetretenen Pfade
denn sie sind breit
und viele gehen darauf
Es finden offensichtlich
alle ihren Sinn und ihr Ziel
im darauf Gehen
NUR
Im darauf Gehen
Sinn und Ziel zu finden
ist offensichtlich nicht für alle
dort wo viele gehen
und die Pfade breit
Denn sie sind ausgetreten
und wohl bequem
NUR
Einigen wenigen
ist bequem nicht Sinn
und da wo alle gehen nicht das Ziel
und sie bequemen sich
neue Pfade zu begehen
und ihr Leben wird breit
Die scheue Ungeduld
Wo kommt sie her die scheue Ungeduld in mir die wieder mich umtreibt ohne mein Zutun jedes Jahr Weihnachten entgegen mich unruhig werden lässt?
Das Dunkel des Dezemberhimmels verdoppelnd dass Weihnachten endlich werde |