Wenn etwas sterben will lass es gehn wenn etwas sterben muss lass es geschehn denn in jedem Wollen liegt eine Zukunft in jedem Müssen liegt ein Sinn. Nein, |
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November
Draussen nächtets,
drinnen glimmt’s.
Wess’ Freudefunken ist’s?
Ich schau hinein,
in mich
und sehe nichts,
nur dunkel.
Was ist dies Glimmen?
Licht ohne Feuer?
Nein, der Hoffnung Flaum,
der Sehnsucht Saum,
die ich zu hegen habe,
bang gelassen aus Erfahrung.
Was kommt gewisser;
der nächste Sommer oder der Winter?
Nun ist nichts als nur noch diese Dichte,
unausgesprochen dunkel
und doch ahnungsvoll erhellt.
Vorwärts! Vorwärts?
Ein Trösten, Hauch der Ewigkeit
in diesem Glimmen.
Vielleicht kann ich’s haschen.
Doch wer, wenn dies Glimmen erlischt
gibt mir Licht?
Welch seltsame Erfahrung:
Wend’ ich mich ab, so tut es dies auch.
Hab’s doch gewusst. Dieser Trug!
Verlass dich nicht auf ferne Lichter…!
Bleib ich stehn, steht es auch.
Wende mich um, einen Schritt, noch einen.
Ist’s meine eigene Ferne, die die Distanz schafft
oder rafft, und wenn ja, wie ist’s mit dem Licht?
Fehlt es tatsächlich oder bin ich’s an dem es gebricht?
Wunder der Augen! Sehen sie doch, was zu sehn sie gar nicht vermögen.
Wunder der Sinne, empfangen sie das, woraus selber sie erst sind.
Und die Schatten, die Kälte?
Das Zwischending!
Mir gegeben, zu erkennen
das Hier, das Dort
und das Dazwischen
und wie das eine
im andern lebt
ohne Verwischen.
Ich-Bürger zweier Welten
voller Wärme, voller Licht,
Die Kühlung bringt uns nicht zum Frieren
Die Dunkelheit macht uns noch lange nichtblind!
Lass uns an diesem Ort verweilen!
Und innig sein
zwischen der Erinnerung
und dem neuen Werden.
Engelsflügel
Was ist so stark
wie Engelsflügel
versetzet Berge
versetzet Hügel
Glücklich wer es weiss
und glücklich, wer es fände;
es sind die liebend
helfenden Hände
Gross und Klein
Du bist meine Mitte
ohne dich kann ich nicht leben
sagt selbst der mächtige Umfang
zum winzigen Mittelpunkt
Die Wand
Man
wohnt
gewohnt
und lebt gewandt
und bleibt doch
alle Zeit gebannt
vor der Wand
obwohl man weiss
irgend wann
bin ich dran
bin auch ich dran
durch sie hindurch zu gehen
zu gehn
und zu sehn
wie die Dinge
– vor der Wand –
vergehn
und hinter der Wand
geliebt
von unbeschreibbar
göttlicher Hand
bestehn.
Pflicht
Jeden Tag, jede Woche
halt ich meine Pflicht
bis unter mir der Boden bricht
ins Licht
Das Buch
Wenn’s im Sommer noch die Illustrierten waren
die dem Nachmittag
ein wenig Zerstreuung schenkten,
so sind es jetzt,
neben all den Tagesmedien,
mehr die Bücher,
die in dieser dunklen Jahreszeit
die langen Abende erfüllen.
Und das eine,
das neben meinem Bette stets,
als Aufforderung, Aufmunterung,
als Hängematte, Rettungsanker,
als Forschungsstätte, Bahnstation
und immer als Begegnungs- und Gesundungsort,
sich mir zur Seite stellt,
das eine Buch,
das will und kann und darf
mich das ganze Jahr erquicken.
Durch seine Seiten allein
kann ich in die Welt
und in den Himmel schauen.
Abschied
Abschied heisst
nicht immer Verlust
Das Herz bleibt verwandelt
vom Reichtum der Begegnung
Engel?
Ein Flügelschlag,
mir irgendwie vertraut.
Auch wenn er rauh,
auch wenn er schlug,
er trug.
Und wenn er in der Ferne verschwunden,
so bleibt die Luft,
durch die er flog,
ganz frei
mir noch verbunden.
Wenn etwas sterben will
Wenn etwas sterben will
lass es gehn
wenn etwas sterben muss
lass es geschehn
Denn in jedem Wollen
liegt eine Zukunft
in jedem Müssen
liegt ein Sinn.
Nein, Trost ist das nicht,
für diesen Moment
aber Zuversicht
die Vertrauen erhält.